Samstag, 02.09.2023, 17.00 Uhr Colloquium des Barockklosters St. Mang “Materialkrise im Geigenbau” Boris Haug
Die Verfügbarkeit hochwertiger Hölzer für den Geigenbau wird zunehmend schwieriger. Geigenbauer müssen sich der Frage stellen, ob sie Illegalität und Raubbau in Kauf nehmen, um an die letzten vorhandenen Ressourcen zu gelangen. Das Überleben einiger Holzarten steht auf dem Spiel.
Die Frage nach der Materialqualität will aber auch als Chance verstanden werden, um mit neuen Materialien den Geigenbau zu bereichern. Dies ist eine Herausforderung, welcher sich Forscher und Geigenbauer in den letzten Jahren gestellt haben. Diese Arbeit hat interessante Lösungen hervorgebracht.
In seinem Vortrag gibt Boris Haug einen Überblick über die Situation im Abbau und Handel mit Fernambuk, Ebenholz und Ahorn. Anschließend stellt er alternative Materialien vor, im besonderen “Sonowood”, das von Swiss Wood Solutions in Zusammenarbeit mit Forschern der ETH Zürich entwickelte Material aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Sonowood ist ein außergewöhnlich hartes und dichtes Material. Die Strukturen der Holzfasern sind extrem kompakt. Daraus ergeben sich viele Vorteile sowohl für den Musiker als auch für den Instrumentenbauer.
Vortrag in 2 Teilen: Drei Generationen Socher: Postmeister • Lautenmacher • Kanoniker „Eine Annäherung an die Lebenswelten der Menschen im 17./18. Jahrhundert“ Thomas Riedmiller M.A.
Teil 1: Sonntag, 03.09.2023, 17.00 Uhr Colloquium des Barockklosters St. Mang „Hans Socher: Postmeister und Lautenmacher – eine Lebensgeschichte zwischen Krieg, Seuchen und Inflation“ Thomas Riedmiller M.A. und Urs Langenbacher
Ausgangspunkt für diesen Vortrag ist eine Laute von Hans Socher aus dem Jahr 1609, die das Museum vor wenigen Jahren erworben hatte. Urs Langenbacher wird uns detailliert die Bauprinzipien dieser Laute und die Veränderungen, die sie in den letzten vierhundert Jahren erfuhr, erläutern.
Die Lebensgeschichten der drei Generationen Socher, denen diese Vorträge gewidmet sind, umfasst den gesamten Zeitraum des 17. Jahrhunderts und ein wenig darüber hinaus. Dieser Zeitabschnitt war vor allem geprägt vom Dreißigjährigen Krieg mit seinen schrecklichen Pandemiewellen und danach vom Ringen um Stabilisierung der Lebensverhältnisse. Dabei steht das Jahr 1623, also die Zeit vor genau 400 Jahren, im Zentrum, denn das Jahr 1623 bezeichnet auch eine „Zeitenwende“ in der Geschichte des Füssener Musikinstrumentenbaus. In keinem Jahr davor und danach existierten so viele Lautenmacher-Werkstätten in Füssen und in diesem Jahr brach auch die Konjunktur der Lautenproduktion massiv ein, verursacht durch eine krasse Geldentwertung, die von den Kriegsherren im Dreißigjährigen Krieg initiiert worden war.
Teil 2: Donnerstag, 07.09.2023, 17.00 Uhr Kirche St. Sebastian „Die Orgelstiftung des Pfarrherrn Joseph Socher“ Thomas Riedmiller M.A.
1734 stiftete der Konstanzer Pfarrherr Joseph Socher für die Friedhofskirche St. Sebastian eine kleine Orgel. Mit dieser Stiftung ging er an seine Ursprünge zurück und zwar in zweifacher Hinsicht: Einmal an seine Geburtsstadt Füssen, in der seine Eltern Maria und der Geigenmacher Lukas Socher begraben lagen, aber noch Verwandte lebten. Zum zweiten vergab er den Auftrag an Andreas Jäger, der seine Orgelmacher-Werkstatt in demselben Haus Tiroler Str. 7/9, betrieb, in dem sich auch die Lautenmacher-Werkstatt seines Vaters Lukas Socher befunden hatte.
Der Verein unterstützt das jährliche Festival vielsaitig und bemüht sich darum, in der breiten Öffentlichkeit die Resonanz und Wertschätzung zu schaffen, die dem Festival auf Grund seiner hohen Qualität zukommt. weiterlesen