Nach Vereinbarung (nur zu den regulären Öffnungszeiten und ab 10 Personen) Buchung: Tel. +49 (0)8362 903143, museum@fuessen.de Gebühr: 40 € zuzügl. Eintritt 4 € pro Person (max. 20 Personen)
Eintrittspreise
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4 € Kombikarte Museen 7 € Unter 18 Jahren frei Schulklassen frei
Staunen und Wissen Schätze aus dem Museum der Stadt Füssen
Online-Serie zu ausgewählten Wissensdingen aus der Sammlung
Zum Staunen bringen – Wissen vermitteln Die qualitätsvolle, umfangreiche Sammlung des Museums der Stadt Füssen zieht im Frühjahr 2024 dauerhaft in ein geeignetes Depot um. Dieser Umzug bringt auch im übertragenen Sinne Bewegung in die Sammlung und gibt den Anstoß zu einer eigenen Ausstellung im kommenden Jahr: Unter dem Titel „Staunen und Wissen“ werden ausgewählte kulturhistorische Objekte und Kunstwerke einzeln in den Blick genommen, sinnlich erfahrbar gemacht und umfassend erläutert.
Objekte digital Der Ausstellung geht eine Serie von Online-Präsentationen voraus. Ab sofort wird jeden Monat ein neues Objekt aus der Sammlung vorgestellt. Die Geschichte dieser Objekte macht neugierig auf die Originale, weckt die Freude am Entdecken und macht Wissen fruchtbar. Mit dem ersten Objekt schließen wir die Vergangenheit und die Geschichten aus unserer Sammlung auf.
Großer Torschlüssel zum Sebastianstor in der Füssener Stadtmauer, um 1500 Unser „Schlüssel zu den Schätzen des Museums der Stadt Füssen“
Auf den ersten Blick augenfällig ist seine Größe: Mit einer Länge von 30,5 cm diente dieser Schlüssel sicher nicht dazu, eine gewöhnliche Tür aufzuschließen. Er war gemacht für ein großes Schloss in einem stabilen Tor. Das Tor hat sich nicht erhalten, aber man kann es sich vorstellen: Der Schlüssel musste bis zum viereckig geschmiedeten Gesenk in das Schlüsselloch hineingesteckt werden, bevor man ihn drehen und mit dem Bart den Schließmechanismus bewegen konnte.
Großer Torschlüssel zum Sebastianstor in der Füssener Stadtmauer, um 1500, Foto: Simon Toplak
Der Schlüssel ist aus Eisen. Halm (Stiel) und Bart sind aus dem gleichen Stück Blech ausgeschmiedet. Dafür hatte der Schmied zuerst das dicke Eisenblech hergestellt, daraus den Bart ausgeschmiedet und zuletzt das Blech zu einem hohlen Halm gerollt. Der Reide (Griff) gab er die Form eines Dreipaß oder Kleeblatts. Anschließend wurde die Oberfläche verzinnt. Dass der Schlüssel oft in Benutzung war, ist an der Flickstelle an der Reide zu erkennen. Genau da, wo beim Drehen des Schlüssels die meiste Kraft wirkte, brach das Metall und musste wieder geflickt werden.
Reide mit geflickter Bruchstelle, großer Torschlüssel zum Sebastianstor in der Füssener Stadtmauer (Detail), um 1500, Foto: Simon Toplak
Füssen um 1500 Als der große Torschlüssel angefertigt wurde, war Füssen eine außerordentlich bedeutende Stadt, die größte im Allgäu. Sie lag an der in römischer Zeit gebauten und noch immer wichtigen Handelsstraße „Via Claudia“. Von Augsburg kommend war Füssen der Eingang zur Überquerung der Alpen. Über den Fernpass und den Reschenpass waren Bozen und Trient zu erreichen. Um 1500 stand der italienisch-deutsche Handel in voller Blüte – und ein erheblicher Teil davon lief über Füssen. Gehandelt wurden Weinfässer, Obst und Salz, Minerale, Textilien und Wolle, Farben, Spezereien (Anisöl, Chinawurzen, Muskatnuss, Mandeln, Kapern und vieles andere), Lebensmittel (Getreide, Käse, Fische), Krämereiwaren (darunter Wetzstein, Papier, Bücher) sowie auch Vieh.
Füssen und seine Stadtmauer In dieser strategisch wichtigen Lage seines Hochstifts ließ sich der Augsburger Fürstbischof Friedrich II. von Zollern (reg. 1486 bis 1505) eine Sommerresidenz errichten. Zu seinem Schutz musste es eine wehrhafte Anlage sein. Er baute die gotische Burg zum Hohen Schloss aus, das seitdem oberhalb der Stadt thront. Zudem ließ er in den Jahren um 1500 das östliche Stadtviertel um die Pfarrkirche St. Stephan mit einer Stadtmauer einfassen. Wie damals üblich, „signierte“ Friedrich II. von Zollern sein großes Bauprojekt mit seinem Wappen, das sich über dem Sebastianstor bis heute erhalten hat.
Während dieser Zeit kam auch der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. (ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1508 römisch-deutscher Kaiser) mit seinem Hofstaat über 30 Mal nach Füssen – vielleicht um den persönlichen Kontakt zum Fürstbischof Friedrich II. von Zollern zu pflegen, sicher auch, um sich dessen politischer und finanzieller Unterstützung in Konflikten zu versichern. Ihm folgten weitere wichtige Persönlichkeiten und Adlige aus dem gesamten Heiligen Römischen Reich. Dies trieb Kultur und Handwerk stark voran, insbesondere den Instrumentenbau.
Grundriss der Stadt Füssen während der Belagerung von 1632, StdAF: BA 00008
Fundort und Zuordnung Der große Schlüssel wurde 1935 beim Sebastianstor gefunden und dem Museum übergeben, so steht es im alten Inventarbuch. Wir können also davon ausgehen, dass er tatsächlich der ursprüngliche spätmittelalterliche Schlüssel zu diesem Stadttor war.
Form und Machart des Schlüssels lassen darauf schließen, dass er tatsächlich um 1500 angefertigt worden ist, als die Stadtmauer mit dem Sebastianstor gebaut wurde. Damals war es üblich, sehr große Schlüssel mit einer Länge von über 30 cm herzustellen und sie aus Eisen zu schmieden. Auch formal passt er in die Zeit: Der Dreipass der Reide war in der Spätgotik eine beliebte Form, die wir in zeitgenössischen Kirchenfenstern ebenfalls oft sehen (Dreipass, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trefoil-Architectural.svg#/media/Datei:Trefoil-Architectural.svg / gemeinfrei). Wie lange der Schlüssel im Boden gelegen hat, wissen wir nicht. Er dürfte im Gebrauch gewesen sein, solange die Stadtmauer nützlich und das Stadttor in Betrieb war.
Es bleibt heute ein kleiner Zweifel, ob man mit ihm wirklich das Sebastianstor oder ein anderes nahegelegenes Stadttor aufgeschlossen hat. Die Füssener Bürgerinnen und Bürger, die den Schlüssel 1935 fanden und dem Museum übergaben, haben nicht aufgeschrieben, wo genau sie ihn fanden und warum sie glauben, er könne zum Sebastianstor gehört haben. Sie lassen sich nicht mehr befragen, zu viel Zeit ist vergangen.
Was uns ein Schlüssel erzählt Der große Torschlüssel ermöglicht uns einen tiefen Einblick in die Geschichte der Stadt Füsssen. Er erzählt uns von der Zeit um 1500, als Füssen eine wichtige Handelsstadt war, in der sich die damalig wichtigsten Herrscher und Adligen oft und gerne aufhielten. Gleichzeitig ist er als erstes Objekt, das wir online vorstellen, ein Symbol für die Erschließung der Schätze und Geheimnisse der Sammlung des Museums.
Im kommenden Monat setzen wir die Serie mit einem nächsten Objekt fort.
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Das Original im Museum Besuchen Sie den Schlüssel im Museum der Stadt Füssen. Er ist in einer eigenen Präsentation zu sehen.
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Lust auf mehr? Freuen Sie sich bereits jetzt auf die Ausstellung „Staunen und Wissen“ im Sommer 2024. Folgende Fragen begleiten dann den Rundgang und die Begegnung mit den Exponaten: Was macht ein Werk oder ein Objekt zum ‚Wissensding‘? Wie lässt sich dieses Ding ‚verlebendigen’, so dass es etwas von seiner früheren Bedeutung vermittelt, die Vorstellungskraft anregt und zu neuen Erkenntnissen führt?
Objekt und Betrachter Die Ausstellung knüpft an die Idee des ‚Zwischenraums‘ an und greift damit die Beziehung zwischen Objekt, Werk und Betrachter:in auf: Was passiert und was entsteht in diesem Spannungsfeld? Auch das Bild des Komprimierens und Entfalten von Wissen anhand von Objekten und Werken spielt eine wichtige Rolle. Der Rundgang lädt ein, aktiv an diesem Prozess teilzunehmen.
Sammlung und Museum Das breite Spektrum der Sammlung wird in der Ausstellung anhand von Einzelobjekten abgebildet. Sie werden zu Repräsentanten oder Leitobjekten der verschiedenen Konvolute und Zeiträume und weisen insgesamt auf die Vielfalt der Sammlung hin. Nicht nur die Objekte und Werke auf ihrem jeweiligen Forschungsstand, sondern auch Aspekte der Museumsarbeit werden aufgefächert: das Sammeln und Bewahren, das Präsentieren und Vermitteln. Die Ausstellung ermöglicht damit zugleich einen Blick hinter die Kulissen.
Staunen und Wissen Ein wichtiges Moment der Inszenierung ist das Staunen. Er steht in Verbindung mit der Naturforschung des 19. Jahrhunderts und lässt sich historisch zurückführen auf die sogenannte „Wunderkammer“, die die Zusammenkunft kostbarer und denkwürdiger Naturalien und Artefakte umfasste. In dieser Ausstellung soll das Staunen als erkenntnisfördernder Impuls reaktiviert werden.
Staunen und Wissen Schätze aus dem Museum der Stadt Füssen ab Sommer 2024
Bibliografie Franz Xaver Lipp: Füssen im Wandel der Zeiten. o. O. 1989. Heinrich Pankofer: Schlüssel und Schloss. Schönheit, Form und Technik im Wandel der Zeiten. München 1984. Ruth Michelbach: Füssens Stadtmauer. Hrsg. v. Allgäuer Zeitungsverlag Füssen in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Füssen. Füssen 2012. Sigmund Schmidt: Die Füssener Stadtbefestigung, in: Aus Füssens Vergangenheit, Füssen 1935, S. 130-140.
Autor:innen: Tobias Ranker, Gabriele Wiesemann Redaktion, Text und Leitung Gesamtprojekt: Isabelle Schwarz
Lechhalde 3, 87629 Füssen Eingang durch den Klosterhof Hier finden Sie das Museum im Stadtplan
Öffnungszeiten
Herbstferien 2023 Sonntag, 29. Oktober bis Sonntag, 5. November 2023 11 – 17 Uhr (Montag geschlossen)
Winteröffnungszeiten 7. November 2023 bis 31. März 2024 Freitag bis Sonntag 13 – 16 Uhr
Weihnachtsferien 2023/2024 Freitag, 22. und Samstag, 23. Dezember 2023 13 – 16 Uhr
Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag geschlossen
Dienstag, 26. (2. Weihnachtsfeiertag) bis Samstag, 30. Dezember 2023 13 – 16 Uhr
Nach Vereinbarung (nur zu den regulären Öffnungszeiten) Buchung: Tel. +49 (0)8362 903 143, museum@fuessen.de Gebühr: 40 € zuzgl. Eintritt 4 € pro Person (max. 20 Personen)
Führung durch Kirche und Kloster St. Mang (durch Kirchenführer) Jeden Samstag 10.30-12.00 Uhr (7. Mai bis 5. November) Freier Eintritt, Treffpunkt Kircheneingang
Führung durch Kirche St. Mang, Krypta, Gruft und Annakapelle mit Totentanz (durch Kirchenführer) Jeden Dienstag 15.30-16.45 Uhr (3. Mai bis 1. November) Freier Eintritt, Treffpunkt Kircheneingang
Eintrittspreise
Erwachsene 6 €, ermäßigt 5 € Kombikarte Museen 9 € Unter 18 Jahren frei Schulklassen frei